In den kommenden Artikeln möchte ich euch mein Herzensthema, die Akupunktur, näher bringen. Ich praktiziere seit 2019 Akupunktur und bin hin und weg.

Ich habe schon während meiner Ausbildung und auch danach häufig über die Akupunktur gesprochen und bin ich auf viele verschiedene Reaktionen gestoßen: einige Menschen waren sofort Feuer und Flamme – das waren meist Menschen, die selbst oder im Bekanntenkreis schon mit Akupunktur in Kontakt gekommen sind. Einige kannten das Prinzip oder waren schon einmal akupunktier worden, mochten aber die Nadelstiche nicht, Die dritte (und meiner Erfahrung nach größte) Gruppe waren jene, die mich schief anschauten und das Ganze innerlich als Esoterik verbuchten.

Mein Ziel ist es, mit den kommenden Artikel vor allen die Leute mitzunehmen, die Akupunktur noch immer für Voodoo halten. Nein, es hat nichts mit Zauber zu tun. Es hilft auch nicht nur, weil man daran glaubt. Inzwischen gibt es schon eine gute wissenschaftliche Datenlage, die die Wirksamkeit der Akupunktur bestätigt. 

Was ist nun die Akupunktur eigentlich?

Michael Max, ein US-amerikanischer Podcaster und Akupunkteur sagt immer wieder: „Acupuncture is not just stickig needles into people.“ (Übersetzt: „Akupunktur ist nicht nur Nadeln in Menschen hinein stechen.“) Damit ist gemeint, dass die Technik zwar das „Nadeln“ ist, aber die Behandlung weit darüber hinaus geht. 

Vor einer Akupunkturbehaundlung wird ein Gespräch über die Beschwerden geführt und neben einer westlichen Diagnose auch eine Diagnose nach Traditionell Chinesischer Medizin (TCM) gestellt. Aufgrund dieser werden durch den Akupunkteur dann die Punkte ausgesucht und behandelt.

Es gibt verschiedene Schulen der Akupunktur. Ich habe es so gelernt, dass man die Akupunkturpunkte am entkleideten Menschen mit den Fingern sucht und nadelt. Einige Gesellschaften arbeiten mit sogenannten „Punktsuchgeräten“, was ich persönlich nicht mag, weil ich lieber meinen Fähigkeiten und dem Patienten vertraue als irgendwelchen Geräten. Das „Punktsuchgerät“ funktioniert so, dass es den Hautwiederstand misst. An Akupunkturpunkten soll dieser verändert sein und hier schlägt dann das Gerät aus.

Die Nadelung

Die Nadelung erfolgt mittels verschiedener Nadeln. Am geläufigsten sind steril verpackte Einmalnadeln mit einem Kunststoffgriff. Andere Varianten sind Griffe aus Metall (z.B. Kupfer oder auch Gold). Selbst die Nadeln selbst können aus unterschiedlichen Metallen sein. Die häufigste Variante ist hierbei der medizinische Stahl mit einer Silikonbeschichtung. Es gibt auch einige abgefahrene Nadeln aus zum Beispiel Gold.

Die Akupunkturnadeln gibt es in verschiedenen Größen. Die Entscheidung über die Größe und Dicke der Nadel liegt bei euren Akupunkteur. Dabei geht er auf die Individualität des Patienten und der gewählten Punkte ein.

Die Nadel wird in die Haut eingestochen. Die Tiefe der Nadelung ist von Akupunkturpunkt zu Akupunkturpunkt unterschiedlich. So ist sie an Stellen mit weniger Muskeln und Fettgewebe wesentlich oberflächlicher als beispielsweise am Oberschenkel.

Nach dem Einstich kann der Akupunkteur die Nadel zusätzlich noch stimulieren, indem er sie dreht. Dies wird gemacht, wenn aus chinesischer Sicht ein „zu viel“ eines pathogenen Faktors vorhanden ist. Durch die Drehung wird dieser abgeleitet. 

Ein anderes Add-On ist Moxa. Hierbei handelt es sich um getrocknetes Beifußkraut, das angezündet und auf die Nadel gesetzt wird. Hierdurch entsteht an dieser Stelle eine wohlige Wärme. Dies wird zum Beispiel eingesetzt, wenn in der chinesischen Diagnose von einer Kältproblemtatik ausgegangen wird.

Was gibt es für Arten von Akupunktur?

Es gibt verschiedene Arten von Akupunktur. Allein in China selbst gibt es viele verschiedene Schulen. Das, was wir in Deutschland gelehrt bekommen, ist meist ein Konsensus erfahrener Therapeuten. Es ist sozusagen die traditionell chinesische Form der Akupunktur, jedoch europäisch angepasst. 

Die Körperakupunktur

Hier werden Punkte, die zumeist auf den zwölf Leitbahnen liegen, genadelt. Grundsätzlich ist das Ziel zur Erkrankung passende Punkte auszusuchen. Die Punkte sind überall am Körper verteilt. Die Zahl der Nadeln hängt zum einem vom Patienten selbst (einige Menschen fühlen sich mit weniger Nadeln wohl, andere mit mehr) als auch vom Therapeuten abhängig. 

Triggerpunktakupunktur

Bei der Triggerpunktakupunktur werden, wie der Name schon sagt, Triggerpunkte direkt mit der Nadel behandelt. Triggerpunkte sind knapp (und unwissenschaftlich) erklärt kleine Knötchen im Muskel, die meist ein Ausdruck von Verhärtung oder Verspannung sind. Durch ihre Behandlung können die Muskeln wieder gelockert werden. Die Triggerpunktakupunktur wird vor allem bei Schmerzen des Bewegungsapparates eingesetzt.

Die Mikrosysteme

Wie ihr vielleicht schon einmal gehört habt, gibt es sogenannte Mikrosysteme. Hier wird davon ausgegangen, dass der menschliche Körper als Ganzes auf einem Körperteil wie z.B. dem Fuß oder dem Ohr repräsentiert wird. Ich gebe euch hier ein Beispiel anhand des Fußes: Während der Fußreflexzonen-Massage massiert der Therapeut zum Beispiel eine Stelle am Fuß, die dem unteren Rücken entspricht oder eine andere Stelle dem Knie.

Ähnliches ist beim Ohr oder dem Schädel der Fall. Dies machen wir uns in der Akupunktur zu nutze und behandeln mit Hilfe der Nadeln an einem Körperteil den gesamten Körper. Die Fußsohle ist hier aber nicht der beliebteste Ort, da es nicht da schönste Gefühl ist, viele Nadeln dort zu haben.

Die Ohrakupunktur

Hier werden verschiedene Punkte am Ohr genadelt, um andere Körperteile anzusprechen. Die Ohrakupunktur ist sehr beliebt, da der Patient sich hierbei nicht ausziehen muss und die Akupunktur trotzdem sehr effektiv ist.

Yamamoto Neue Schädelakupunktur

Diese Form der Akupunktur habe ich zwar selbst noch nicht gelernt, finde sie aber höchst interessant. Hier werden Punkte am Kopf genadelt, um den gesamten Körper zu behandeln. Sie wird vor allem bei Schmerzen und neurologischen Erkrankungen wie zum Beispiel nach Schlaganfällen eingesetzt.

Das war jetzt nur eine Auswahl an verschiedenen Arten der Akupunktur. Ich habe euch hier die geläufigsten kurz vorgestellt. 

Neben der chinesischen Akupunktur (oder der an die chinesische Lehre angelehnten) gibt es noch in einigen asiatischen Ländern wie Japan oder Korea eigene Akupunkturschulen. Die Techniken ähneln sich in einigen Punkten, unterscheiden sich aber in anderen Punkten deutlich.

Außerdem wird das Wissen der einzelnen Akupunkturlehren von ihren Praktizierenden stetig weiterentwickelt und kombiniert. Eine häufige Kombination, die ich persönlich auch gern anwende, ist es Ohr- und Körperakupunktur miteinander zu verbinden. Beides ergänzt sich hervorragend.

Ihr seht, die Akupunktur bietet ein weites Spektrum und ich habe euch hier nur einen kleinen Einblick gegeben.

Im kommenden Artikel möchte ich euch einen kurzen Einblick geben, wie eine Akupunkturbehaundlung ablaufen kann.